Hermannstadt ist eine Stadt mit einer Geschichte von über 800 Jahren, dessen Bestehen durch ein vom Papst Celestin II unterzeichnetes Dokument bescheinigt wurde. Hermannstadt wurde von deutschen und flandrischen Siedlern gegründet, die vom ungarischen König Geza dem II. nach Siebenbürgen gebracht wurden.
Die ersten Häuser hat man aus Holz an der Kreuzung der heutigen Straßen 9. Mai (dt. Elisabethgasse), Faurului (dt. Schmidtgasse) und Ocnei Straßen (dt. Burgergasse) gebaut.
Die Stadt entwickelt sich schnell. Die durch den Angriff der mongolischen Armeen verursachte Zerstörung zwingt die Hermannstädter 1241 die Siedlung mit Steinmauern zu stärken. So wird der alte Zentralplatz – der heutige Huetplatz – zur ersten Befestigungsanlage der Stadt.
Diese wird schnell von der Befestigungsanlage um dem heutigen Kleinen Ring gefolgt. Im Jahre 1292 wird hier das erste Krankenhaus Rumäniens verzeichnet.
Die Entwicklung setzt sich Mitte des 14. Jh. mit dem dritten Ring von Befestigungsanlagen, der die Oberstadt umfasste, fort. Die Stärkung und der Baubeginn der gotischen Kirche passiert zur gleichen Zeit mit Hermannstadts Entwicklung zur Stadt, was im Jahre 1366 urkundlich bestätigt wurde. Die erste rumänische Schule aus dem heutigen rumänischen Raum wurde 1380 erstmalig urkundlich erwähnt.
Das nächste Jahrhundert wird durch die häufigen osmanischen Belagerungen betroffen, die aber in ihrem Versuch, die Stadt zu erobern, scheiterten. Hermannstadt ist eine Festung, die vom Papst Eugen IV. als "Bollwerk des Christentums" betrachtet wurde. Es ist das Jahrhundert, in dem die ersten Verordnungen einer Stadt im rumänischen Raum von Thomas Altemberger, dem Bürgermeister von Sibiu, geschrieben wurden.
Im 16. Jh. beteiligt sich Sibiu im Kampf um die Krone Ungarns und um das Fürstentum von Siebenbürgen, zufolge der militärischen Katastrophe von Mohács im Jahre 1526. Belagert und von allen Verbündeten verlassen, erkennt Hermannstadt 1541 Janos Zápolya als Fürst von Siebenbürgen an. Parallel zu dieser politischen und militärischen Hektik, wird Sibiu zum Ort, wo sich Konrad Haas, Erfinder der Rakete (1566), niedersetzt. In dem gleichen Zeitraum eröffnet Lukas Trapoldner die erste Druckerei im heutigen Rumänien, wo man das erste Buch, das erste Schulbuch, das erste wissenschaftliche Buch und das erste Buch in der rumänischen Sprache überhaupt, druckte. Es ist die Zeitspanne wo Sibiu zur reichsten Stadt Siebenbürgens und eine der größten Städte in diesem Teil Europas wird.
Im 17. Jh. wird Hermannstadt der Reihe nach von den Armeen aller Fürsten von Siebenbürgen angegriffen, die das Reichtum der Stadt beherrschen wollten. Einer nach dem anderen versuchen Gabriel Bathory und George II Rackoczy sie zu erobern. Unter diesen kontinuierlichen Angriffen ist auch der Kampf der Hermannstädter um die eigenen Identität und Rechte zu bemerken. Dabei merkt man Ansätze des Sachsencomes Albert Huet. Am Ende des Jahrhunderts beteiligen sich die Einwohner von Sibiu an der Besetzung Siebenbürgens von der Habsburger Monarchie. Als Dank für die Verdienste und Hilfe wählt der König im Jahre 1692 Hermannstadt zur Hauptstadt Siebenbürgens.
Unter diesen Voraussetzungen geht Hermannstadt ins 17. Jh über, in die Ära von Samuel von Bruckenthal. Der Berater der Kaiserin Maria Theresa wird zum Gouverneur der Provinz ernannt. Die Verwaltungs- und die Finanzreform waren die wichtigsten Gesetze des Barons. Er hinterlässt Hermannstadt eines der schönsten Barockpalais Rumäniens, aber auch das erste öffentliche Museum, als drittes in Europa. Gleichzeitig ist Martin Hochmeister in Hermannstadt tätig, der Mann, der als erster in Rumänien ein öffentliches Theater betrieben hat.
Das Ende des 18. Jh. und der Anfang des 19. Jh. wurden durch den Anstieg des rumänischen Drucks geprägt. Das Bischofsamt wird nach Hermannstadt versetzt, es wird die erste rumänische Schule in der Stadt eröffnet und immer mehrere Persönlichkeiten kommen in die siebenbürgische Hauptstadt. Hermannstadt leidet unter den Turbulenzen der 1848er Revolution, als es einige Male erobert und befreit wurde. Es war als Zentrum der Emanzipationsbewegung sowohl der Deutschen als auch der Rumänen zu betrachten.
Die zweite Hälfte des 19. Jh. wird durch die Befreiungsbewegung der Rumänen markiert, unter dem Schutz von Andrei Saguna, dem Metropoliten Siebenbürgens und dem ASTRA-Vereinshaus. Man eröffnete die erste rumänische Bank, man gründete die erste rumänischen Partei und Ion Slavici lässt „Tribuna“ drucken, eine Zeitung die auch heute noch herausgegeben wird.
All dies führen dazu, dass am Ende des Ersten Weltkriegs und mit der Vereinigung Siebenbürgens mit Rumänien, der Übergangsregierung in Hermannstadt tätig wird, eine echte Provinzregierung. Die Stadt entwickelt sich und man kommt dazu, neue Stadtviertel während der Zwischenkriegszeit zu bauen. Zur Zeit des Kommunismus verliert die Stadt ihren Reiz durch das Verschwinden einiger der wichtigsten Denkmäler. Gleichzeitig werden große Wohnblockquartiere gebaut und die Dörfer Neppendorf (rum. Turnisor) und Hammersdorf (rum. Gusterita) werden als Stadtteile einverleibt.
Während der Revolution von 1989 wird in Hermannstadt Blut vergossen, es ist eine der am stärksten betroffenen Städte der damaligen Tage. Aber langsam blüht Sibiu wieder auf und wird wiederaufgebaut. In den letzten zehn Jahren, entdeckte die Stadt ihr historisches und kulturelles Erbe erneut und somit wird 2007 Hermannstadt, dank dieser Werte sowie auch der Qualität des kulturellen Lebens, zur Kulturhauptstadt Europas erklärt.
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